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20 FAI European Hang Gliding Class 1, 8 FAI World Hang Gliding Class 5 Championships 2018

Die Freude war groß, als die Reise nach Krushevo, Mazedonien, anzutreten war. Nicht nur aufgrund der auf 1200m gelegenen, wunderschönen Bergstadt, sondern für viele auch wegen der Anreise über die Küsten Kroatiens, Montenegros und Albaniens. Insgesamt 89 Class 1 PilotInnen und 33 Class 5 PilotInnen aus 24 verschiedenen Ländern machten sich in der Kalenderwoche 27 auf den Weg in die Region Pelagonien.

Am Sonntag, 8. Juli strömten die Piloten der Starrflügler und Flexis in bunten Horden zum Headquater ins Hotel Montana Palace um sich anzumelden und die Startunterlagen zu holen. Das Österreichische Nationalteam der Flexis fanden sich in den Startnummern 48 bis 53 wieder, die Starrflügler trugen die Nummern 12 bis 15 und 131. Von diesem Moment an war das optisch eher unansehnliche (meine erste Assoziation war ein kranker grüner Frosch) Hotel Montana kein gewöhnliches Hotel mehr, nein, es beherbergt zwei Drittel aller PilotInnen und war damit gänzlich zu einem HQ geworden. 24 verschiedene Nationen mit nicht weniger verschiedenen Sprachen tummelten sich im Restaurant des Hotels, wurden im Aufzug oder beim Frühstückstisch getroffen.


Bevor der offizielle Wettkampf seinen Beginn nahm, hätte der Montag, 9. Juli seine Arbeit als Trainingstask aufzunehmen gehabt. Das Wetter hatte für diesen Tag jedoch etwas anderes geplant, weshalb beim finalen Pilot Briefing der Task abgesagt und die Regenwolken immer mächtiger wurden. Ein wankelmütiger Pilot jedoch, Alexander Sigl, tapste schnellen Schrittes mit seinem Drachen zum Start und bat gemeinsam mit einer Handvoll schweizer und australischer PilotInnen um Flugerlaubnis. Nur um dann, kurz bevor der erste Regentropfen den Boden berührte, zu landen. Das Abbauen im strömenden Regen wurde dabei freilich mit einem kecken Grinsen übergangen. Die restlichen PilotInnen waren zu diesem Zeitpunkt wohl schon mit den Gedanken bei der Eröffnungszeremonie, welche alle Teams unter Saus und Braus vom Hotel Montana runter zum Stadtplatz von Krushevo, zu Skopsko und mazedonischer Fingerfood, führte.

Der erste Wettkampftag, Dienstag, 10. Juli: Der Frühstücksraum beherbergte um 08:30 neben Automatenkaffee, Wassermelonen und Mazedonischen Keksen größtenteils nervöse Gesichter. Alle akribisch darauf wartend, bis die ChefInnen der Nationalteams vom Teamleader Briefing zurückkehrten. Der Weg zum Startplatz nahm maximal zehn Minuten in Anspruch und, wie ich immer wieder feststellen durfte, auch zu Fuß keine großartige Herausforderung. Herausfordernd genug war schon das managen der PilotInnen und deren Startreihenfolge für die außer Atem umherlaufenden OrganisatorInnen. Dadurch, dass es drei Startflächen gab, mussten auch die PilotInnen in der richtigen Reihenfolge aufgestellt sein. Race to Goal 102.2 km war die Aufgabe, welche nur Christian Preininger bei den Class 1 Piloten bis zum Goal abschließen konnte. Bei der Class 5 hingegen lief es für Wolfgang Kothgasser ausgesprochen gut, er konnte als Erstes das Ziel für sich beanspruchen.

Somit war es nach dem ersten Task kein Wunder, als am Mittwoch den 11. Juli viele der Class 1 PilotInnen als Early Bird den Startplatz verlassen wollten (=direkt nach den Starrflüglern starten). Wieder ein Race to Goal mit 131.2 km, wobei 55 der 89 Class 1 PilotInnen die Wiese des Landeplatzes genießen konnten. Das Österreichische Class 5 Team konnte die 144.9 km mit Bravour meistern und landete nicht nur im Goal, sondern mit der Teamwertung auch auf Platz eins.

Am Donnerstag, 12. Juli waren die vielen verschiedenen Gesichter im Frühstücksraum und am Startplatz schon vertrauter. Dort wurde sich zugenickt, hier ein „Hello“ gemurmelt und allgemein viel gelächelt. Es war ein unglaublich heißer Tag, es schien fast, als wollte uns die mazedonische Sonne beweisen, wie stark sie scheinen konnte. Der Sonne nacheifernd stellten auch die Organisatoren einen starken Task zusammen: 165.5 km Race to Goal. Der Erfolg dieses Eifers spiegelte sich auch in den Ergebnissen des Tages wieder, nur 19 der Class 1 PilotInnen konnten ihren Hang Glider im Goal abbauen. Thomas Weissenberger holte sich den Tagessieg.
Freitag, 13. Juli, war hingegen schon entspannter. Nicht nur für die PilotInnen, auch für manche Begleitung. Ein Tagesrythmus war gefunden und die anfängliche Anspannung verflogen. Der Task war etwas entspannter. 125.5 km (Class 1) und 131.9 km (Class 5) Race to Goal, für die Flexis satte 30 km weniger als am Vortag. Das Ergebnis des 4. Tages Thomas Weissenberger (Platz 11), Christian Preininger (Platz 21), Dietmar Tschabrun (Platz 22) als auch Raimund Kaiser (Platz 40) von Blaze und Daniela, unseren beiden TeamrückholerInnen, vom Goal abgeholt werden konnten. Alexander Sigl war nur knappe 2.5 km vorm Goal gelandet, somit hatte auch er einen erfolgreichen Tag hinter sich. Auch die Starrflügler hatten wieder einen Sieg zu verbuchen: Wolfgang Kothgasser nach wie vor auf Platz 1, dicht gefolgt von Toni Raumauf (Platz 6).

Am Samstag den 14. Juli war das Pilots Briefing erst für 11:30 angesetzt. Manche der PilotInnen hatten an diesem Tag einen Relaunch, trotz allem waren die 124.2 km nur für 7 PilotInnen der Class 1 bis zum Goal durchsetzbar. Der Task der Class 5 brachte in etwa die Hälfte der Piloten ins Goal, mit Wolfgang Kothgasser auf Platz 5 und Andreas Sand auf Platz 6.
Die Körperhaltung der PilotInnen am Sonntag, 15. Juli schrie schon förmlich nach einem Rest Day. Um diesen zu bekommen, musste jedoch zunächst noch ein Task von 137.9 km (Class 1) und 165.1 km (Class 5) bewältigt werden. So müde die Gesichter am Frühstückstisch in ihre Kaffeetassen blickten, so erschöpft waren auch die Muskeln nach bereits fünf erfolgreichen Tasks. Umso erhellter war die Stimmung als kundgemacht wurde, dass am Abend ein großes Pilots Dinner stattfinden sollte. Wir konnten von unserem Balkon aus beobachten, wie die noch Tage vorher trüb dagelegene Terrasse des Montana Hotels von allem Schmutz befreit und mit bunten Tellern voll köstlicher Speisen gedeckt wurde. Ein Regenschauer ließ das Buffet dann jedoch nach drinnen in den Frühstücksraum wandern und kalt werden (sofern es vorher überhaupt warm war). Diesem Umstand zum Trotz flossen Skopsko und Zlaten Dab in Mengen, bis Jonny Durand Jr. laut Downtown ausrief und sich ein Teil der Masse nach Krushevo City bewegte.

Dieses Downtown zeigte sich auch am nächsten Morgen, oder besser gesagt, es zeigte sich nicht. Viele der Party-PilotInnen versäumten nämlich das Frühstück. Dies war jedoch nicht weiter schlimm, immerhin war verdienter Rest Day! Der Dienstag, 17. Juli, wurde unweigerlich zum zweiten Rest Day auserkoren, da starker Westwind einen Task unmöglich machte. Viele PilotInnen maulten, insgeheim jedoch waren die müden Muskeln vermutlich froh, noch einen Tag Pause zu haben um Kraft zu tanken.

Mittwoch, der 18. Juli, präsentierte sich anfangs in seiner vollen Pracht. Es war angenehm warmes Wetter, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Der Task hatte eine ähnliche Natur, nicht zu schwierig und nicht zu leicht, jedoch etwas unorthodox: Es gab nur einen Wegpunkt mit zwei unterschiedlich großen Radien, welche einen Ein- und Ausflugzylinder darstellten. Nur vier der Class 1 und acht der Class 5 PilotInnen schafften es ins Goal, darunter wieder Wolfgang Kothgasser an der Spitze.
Der Wind nahm in seiner Geschwindigkeit über Nacht rapide zu, weshalb wir am Donnerstag den 19. Juli mit der Nachricht Day cancelled aus dem Bett stiegen. Somit eine weitere Chance die wunderschöne Gegend von Krushevo und Mazedonien zu erkunden, freundliche streunende Hunde kennenzulernen und auf Schildkröten-Safari zu gehen. Von den vielen Störchen auf den Dächern der Häuser, welche es im Tal zu bestaunen gibt, sei gar nicht erst die Rede.

Freitag, der 20. Juli, hielt den letzten Task der 20 FAI European Hang Gliding Class 1 & 8 FAI World Hang Gliding Class 5 Championships 2018 parat. Die anfängliche Wolkendecke löste sich lansgsam auf, ihr gleich taten es auch die Kilometer des letzten Tasks: 103 km (Class 1) und 107.2 km (Class5) Race to Goal. Allein das Gewusel am Startplatz blieb bestehen und die dröhnenden Stimmen der Organisatoren mit ihren, bereits zum Gag gewordenen, Ausrufen wie „Briefing in five minutes!“, „Liiiiiiiive traaaackers“! und „Pushing is over!“.

Die Siegerehrung Samstag Mittag bildete den Abschluss der diesjährigen EM Class 1 und WM Class 5 HängegleiterpilotInnen. Sowohl persönliche Erfolge wurden erzielt, als auch das oberste Stöckchen erklommen. Die Starrflügler erkämpften den Preis aller Preise: Österreich ist Weltmeister im Team und in der Einzelwertung mit Wolgang Kothgasser. In diesem Sinne: Wolfgang, herzlichen Glückwunsch zum Weltmeistertitel!

Die Flexis hatten mindestens so viel Grund zu feiern: Thomas Weissenberger als bester Österreicher auf Platz 8 overall. Christian Preininger flog den ganzen Bewerb über im vordersten Drittel, leider war ihm das abbauen seines Gleiters am letzten Tag im Goal nicht vergönnt. Alexander Sigl konnte einen neuen persönlichen Rekord mit nach Hause nehmen, erste Teilnahme bei einer EM. Der erreichte 5. Platz im Team war leider nicht das erhoffte Ergebnis. Die Nachwuchstalente der Class 5: Alexander Höll und Andreas Sand konnten ihr Talent bei ihrer ersten WM eindrucksvoll unter Beweis stellen. Andreas Sand konnte am letzten Wettkampftag mit einem Tagessieg wertvolle Punkte für das Team beisteuern. Arnold Nadlinger schaffte mit dem 3. Platz an diesem Tag ebenso sein bestes Wettbewerbsergebnis. Zwei Wochen Wettkampfstimmung, mit all ihren Facetten kennen zu lernen, war sicher für unsere „Jungen“ eine sehr wertvolle und lehrreiche Erfahrung. Krushevo war einmal mehr mit diesem Bewerb ein ganz besonderer Platz für eine Veranstaltung dieser Größenordnung. Die Gastfreundschaft der Bevölkerung in dieser Region trug ebenso wesentlich zum Positiven Eindruck bei. Die internationale Stimmung war eine ganz besondere, welche auch jenen eine spannende Zeit bescherte, die mit ihren Füßen auf dem Boden blieben.


AUT Team Flex Class 1: Thomas Weissenberger, Christian Preininger, Dietmar Tschabrun, Raimund Kaiser und Alexander Sigl
AUT Team Starrflüger Class 5: Rudolf Heer, Alexander Höll, Arnold Nadlinger, Anton Raumauf, Andreas Sand, Wolfgang Kothgasser

Text: Sophie Kepplinger
Fotos: Arnold Nadlinger