Um zeitlich und räumlich flexibel zu bleiben und die Kosten gering zu halten, wurde die Anreise mit einem Vereinsbus angetreten, der dem Team dankenswerter Weise vom HSV Red Bull Salzburg zur Verfügung gestellt wurde. Ein Zwischenstopp mit Übernachtung in Dubrovnik ermöglichte tolle Eindrücke dieser Stadt, eine gute Erholung und eine kurze restliche Wegstrecke von vier Stunden bis zum Ziel Podgorica. Für die perfekte Vorbereitung und Organisation der Anreise, Nennung und Teilnahme zeichneten Thomas Reisenbichler und Michael Egger verantwortlich, wofür größter Dank seitens des Teams ausgesprochen wird!
Ein Sprungtag fiel dem starken Wind zum Opfer. Das gesamte österreichische Team nutzte diese Gelegenheit und verbrachte den Nachmittag an der Küste. Drei unterschiedliche Strände wurden „begutachtet und für sehr empfehlenswert erachtet“.
Der Sprungplatz auf einem kleinen Flugplatz in der Nähe der Stadt und dem Hotel präsentierte sich allerdings als wüstenähnlich. Schon am ersten Tag konnte erahnt werden, dass viel Flüssigkeit benötigt werden würde. Bis zu 38 Grad kletterte das Thermometer. Die lange Trockenphase begünstigte Wald- und Buschbrände, sodass der Eindruck eines brennenden Montenegros entstand. Immer lag Brandgeruch in der Luft. Vom Flugzeug aus und am Fallschirm konnten die vielen Brände in den Bergen und auch in Richtung Küste im Süden beobachtet werden. Und als wenn diese Katastrophe nicht schon genug wäre, wurde auf einer nahegelegenen Deponie auch noch täglich Müll verbrannt. Der schwarze Rauch legte sich über nahegelegene Siedlungen und verbreitete sich weiter über das Land. Die Luftqualität war dementsprechend schlecht.
Unterbringung im nahegelegenen Hotel und Verpflegung, sowohl im Hotel als auch am Sprungplatz, waren ausgezeichnet und ermöglichten die notwendige Regeneration und Erholung.
Mannschaft v.l.n.r: Manuel Sulzbacher, Franz Kiesenhofer, Gernot Alic, Sebastian Graser, Sinisa Vujakovic
Das Team wurde um die beiden Junioren Sebastian Graser und Manuel Sulzbacher gebildet. Dies war durch die Regeländerung möglich, die es erlaubte, Junioren auch in nationalen Teams starten zu lassen. Komplettiert wurde die Mannschaft vom Staatsmeister 2017 Gernot Alic, der auch das Potential für einen der vorderen Plätze in der Einzelwertung bei großen Bewerben besitzt, Franz Kiesenhofer, der bei der WM 2010 in Niksic/Montenegro für den 5. Rang in der Teamwertung mitverantwortlich war und Siniša Vujaković, dreifacher Team-Vizestaatsmeister und Weltcupzweiter der Masters Wertung als konstante Stütze eines Teams, das erstmals in dieser Besetzung bei einem Großereignis an den Start ging.
Schon die beiden Trainingssprünge zeigten eine Mannschaft, die sowohl im Sprungablauf als auch im Umgang miteinander harmonierte.
Dies setzte sich auch bei den Wertungssprüngen fort. Die beiden ersten Sprünge mit 6 und 5 Zentimeter platzierten das österreichische Team vor dem regierenden Europameister Italien und dem Weltmeister Slowenien. Diese Ergebnisse zeigten das Potential dieser Mannschaft auf. Der dritte Sprung allerdings verlief nicht wunschgemäß und die schwierigen Bedingungen erzwangen ein Ergebnis von 16 Zentimeter Abweichung. Damit mussten die weiteren Sprünge zum Aufholen genutzt werden. Dies gelang durch 8, 9 und 11 Zentimeter bei den Sprüngen vier, fünf und sieben nicht in erhoffter Weise. Nur im sechsten und achten Durchgang mit 6 und 5 Zentimeter fand die Mannschaft zu ihrer erhofften Stärke zurück. Letztendlich reichte diese Leistung mit insgesamt 66 Zentimeter für Rang zwölf.
In der Ergebnisliste der Männer schien Gernot Alic mit 10 Zentimeter Abweichung auf dem 22. Rang auf und hätte die Möglichkeit gehabt, über das Semifinale noch in das Finale zu springen. Diese Sprünge konnten aber wegen Zeitmangels nicht mehr durchgeführt werden.
Auch der angehörige des Bundesheer Leistungszentrums und Erfolgsgarant Sebastian Graser lieferte bei dieser EM eine hervorragende Leistung ab und wird mit 12 Zentimeter in der Ergebnisliste der Männer als 30. geführt. Diese Leistung nach acht Durchgängen brachte ihn bei den Junioren ins Stechen um den 2. Rang gegen den rumänischen Springer Ionita Radu. Ein völlig verpatzter Sprung Sebastians sicherte dem Rumänen die Silbermedaille. Sebastians Leistung soll aber dadurch nicht geschmälert werden, brachte sie doch mit Bronze im Zielspringen bei den Junioren die erhoffte Medaille für Österreich bei dieser Europameisterschaft.
Manuel Sulzbacher, der zweite Nachwuchsspringer im österreichischen Team und ebenfalls Angehöriger des Bundesheer Leistungszentrums stellte auch seine Fähigkeiten unter Beweis, die es ihm ermöglichen, jetzt noch bei den Junioren und ganz sicher später bei den Herren, im Spitzenfeld aufzuscheinen. Dies zeigte er auch hier im Vergleich mit den besten Springern Europas. Kleinigkeiten während der letzten Phase des Anflugs, der Steiggenauigkeit und der Konstanz fehlen zu perfekten Ergebnissen, die zu Platzierungen im Vorderfeld führen würden. So war es lediglich der dritte und siebte Sprung mit 9 und 7 Zentimeter, die zum Gesamtergebnis von 29 Zentimeter dazugerechnet werden mussten und eine Platzierung im Spitzenfeld verhinderten.
„Sascha“ Vujaković mit 25 und Franz Kiesenhofer mit 37 Zentimeter unterstützten das Team mit tollen Einzelsprüngen, da bei jedem Durchgang jeweils nur die besten vier von fünf Sprungergebnissen für die Wertung zählten.
Manuel Sulzbacher
Österreich war auch bei den Damen durch die kürzlich ins Bundesheer Leistungszentrum aufgenommene Salzburgerin Julia Schosser vertreten. Ihr erstes Antreten bei einem Großereignis sollte als Erfahrungserwerb gesehen werden, da ihre Konkurrentinnen an Sprunganzahl und Wettbewerbserfahrung als weit überlegen gelten. Doch Julia nutze nicht nur die Chance Erfahrung zu sammeln, sondern zeigte bei schwierigen thermischen Bedingungen und wechselndem Wind Weltklassesprünge. Vor allem der letzte Durchgang, bei dem es auf ruhige Steuerbewegungen und konzentrierten Ablauf des Endanflugs über die Zielmatte ankam, ließ ihr Talent aufblitzen. Mit 2 Zentimeter Abweichung erzielte sie eines der besten Ergebnisse im Feld. Mit insgesamt 39 Zentimeter erreichte sie den 29. Rang. Wird bedacht, dass die deutsche Siegerin des Weltcupbewerbs in Thalgau 2015 Evangelina Warich mit 33 Zentimeter Abweichung nur geringfügig mit Platz 24 vor Julia landete, kann von mehr als einer Talentprobe der regierenden österreichischen Staatsmeisterin gesprochen werden.
Es konnten bis auf Einzelplatzierungen keine Platzierungen im absoluten Spitzenfeld erwartet werden. Trotzdem ist es leichter gute Einzelleistungen zu erzielen, wenn eine gesamte Mannschaft am Bewerb teilnimmt. Diese Erfahrung kann mit der Teilnahme an der letzten Europameisterschaft in Erden/Montana in Bulgarien vor zwei Jahren verglichen werden. Sowohl die beiden Junioren Sebastian Graser und Manuel Sulzbacher als auch Gernot Alic bestätigten den Vorteil eines Teams auch für Einzelleistungen. Daher sind in Zukunft Bemühungen und Voraussetzungen anzustreben, die einen Aufbau eines österreichischen Teams ermöglichen.
Die gemachten Erfahrungen aus dieser Europameisterschaft wirken als Trümpfe in die Zukunft und können bereits nächstes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Erden/Montana vorteilhaft eingesetzt werden.
Gernot Alic